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Die Chronik der Gemeinde Neumark und der Freiwilligen Feuerwehr:

 

Neumark wurde in Jahre 1225 erstmals urkundlich genannt.

In den ersten Jahrhunderten nach der Erwähnung Neumarks dürfte es wiederholt zu Feuerbrünsten gekommen sein, die immer mit der Vernichtung von Haus und Hof geendet haben werden. Not und Elend zwangen oft die Einwohner, in den umliegenden Orten zu betteln und bei den Bürgermeistern um Gaben aus der Gemeindekasse nachzusuchen.

Zum Zwecke der Brandbekämpfung wurde lt. Gemeinderechnung vom Jahre 1630 vom Ankauf einer messingnen „Feuerschrütze„ aus Zwickau berichtet. Ein besonders interessantes Dokument aus früher Zeit dürfte die „Feuerwehrordnung beym Städtlein Neumarck 1699„ sein, worin durch nachstehende Paragraphen folgendes festgelegt wurde.

§1

Auf Feuer Acht haben und jeder Hauswirt in inbrünstigem Gebet zu Gott flehen.

§2

Ofen und Backofen auskleben und kehren, sonst 5 Groschen Strafe.

§3

Nicht mit Spänen- und Schließenlicht auf Boden, Scheunen usw., sondern mit Unschlitt oder Öllicht in Laterne.

§4

Flachs nicht am Ofen in der Stube brechen oder hecheln oder dörren, auch nicht Späne auf den Ofen legen. Flachs muß in Backofen, der gut mit Lehm verschmiert wird, gedörrt werden.

§5

Bis Walpurgis hat jeder Hauswirt einen eisernen Feuerhaken ( 12 bis 20 Ellen ), eine Leiter ( 20 – 30 Sprossen ) und ein paar Wassereimer vorzeigen können. 10 Groschen Strafe.

§6

Pflicht der Meldung, Hilfe und Kommandounterordnung. Strafe: Gefängnis

§7

Obacht auf mordbrennerisches Gesindel. Anzeige, Wache.

§8

Unterlassung üppigen Lebens, Nachtsingens bei Schankgelage, Hochzeit und Kindtaufe.

§9

Jedes Jahr Vorlesung bei Gemeindeversammlung, sowie am 3. Feiertag der hohen Feste, wozu Hauswirte zugegen sein müssen.

 

1733 wurde erstmals die Brandkasse erwähnt. Aus dem Jahre 1736 wird berichtet, dass häufig Inspektionen seitens des Richters und der „Schöppen„ über den Zustand der Essen geführt wurden. Bei der gründlichen Überprüfung wurde dabei außerdem in Oberneumark auch Diebesgut entdeckt und der Täter durch das Amtsgericht Reichenbach abgeurteilt. Ausgaben für Feuerhaken, Sprossenstangen und Feuerleitern mussten durch Einnahmen aus den „Feuer- Kiebelgeldern „ bei Hausverschreibungen in der Gerichtsstube gedeckt werden.

In den Jahren 1762 – 1775 sind rund 60 Fälle im Gerichtsbezirk Neumark bekannt geworden. Vom Jahre 1775 liegen eine Feuerordnung ( gedruckt ) im Gemeindearchiv vor, worin geschrieben steht, dass in Neumark an Löschwasser 2 Röhrwasser, 19 Teiche, 2 Bäche, 2 offene Brunnen und in Oberneumark Röhrwasser in jedem Bauerngut vorhanden sind. An Feuergeräten gab es: 8 Handspritzen, 78 Leitern, 68 Feuerhaken, 53 Kübel, 76 Laternen. Da bei Bränden durch unsachgemäße Bauweise vielfach eine ganze Reihe Häuser vernichtet wurden, musste seit 1776 vom Gericht nach Besichtigung des Bauplatzes Erlaubnis zum Bau gegeben werden.

Die im Jahr 1782 angeschaffte „Feuerspritze“, wozu auch die Kirche einen Beitrag leisten sollte, dürfte im Jahre 1812 als Altmaterial verkauft worden sein, denn in diesem Jahre wurde bereits eine neue Feuerspritze angeschafft. In den Gemeindeunterlagen des Jahres 1825 werden als Bestand 70 Leitern, 74 Feuerhaken, 97 Kübel und 121 Laternen aufgeführt, dabei wird nichts von Handspritzen berichtet.

In der Gemeinde Oberneumark wurde 1840 beschlossen, dass die Feuerspritze nur noch von Pferdebesitzern gefahren werden soll, da die Ochsen zu langsam seien. Außerdem wurden 4 Häusler bestimmt die als Feuerläufer durch Lärmmachen, Ansagen usw. vom Brandausbruch den Bürgern Kunde geben sollten.

Bei einem Brand im Jahre 1844 im Gut Wagner (heute Konsum Ahnertplatz) wird vom tatkräftigen Eingreifen des Johan David Schneider berichtet. Dieser solle auf dem Scheunendachfirst sitzend mit einer bei ihm endenden Eimerkette einen Großbrand verhindert haben. Als Belohnung wurde ihm von der Brandversicherung 10 Taler Prämie – für damalige Begriffe sehr viel Geld – ausgehändigt.

Aus den alten Akten in den Archiven der Städte und Gemeinden ist zu entnehmen, dass Neumark von Großfeuern wie z.B. in Reichenbach im Jahre 1833 verschont blieb. Ob dies ein glücklicher Zufall ist oder an einer für damalige Begriffe guten Brandvorbeugung und –bekämpfung lag, muss dahingestellt bleiben. Aus der im Jahre 1862 gegründeten Turngemeinde entwickelte sich am 27.Juli 1869 unter der Turngemeinschaft der Gedanke zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 12.August 1869 erschien vor dem Gemeinderat zu Neumark eine Abordnung des hiesigen Turnvereines, um mit den damaligen Vertretern unseres Städtleins über die Bildung einer freiwilligen Turnerfeuerwehr zu verhandeln. Im Protokoll dieser für unsere Wehr bedeutungsvollen Sitzung lesen wir folgende Zeilen:

 

Abschrift des Sitzungsprotokolles

Punkt 4 Unterhaltung mit einer Deputation des hiesigen Turnvereins wegen Errichtung einer freiwilligen Turnerfeuerwehr.

Zu 4) Nach Erledigung vorstehender Verhandlung wurde die Deputation des hiesigen Turnvereins herbeigerufen und vom Herrn Vorstand die Besprechung mit derselbigen wegen Errichtung einerfreiwilligen Turnerfeuerwehr eröffnet. Es sprach derselbe zunächst seinen Dank dafür aus, dass der Turnverein seine Bereitwilligkeit zur Errichtung einer freiwilligen Turnerfeuerwehr erklärt habe und durch eine Deputation heute behufs Verhandlungen erschienen sei. Nach mannigfachen Besprechungen und Erörterungen über die Sachlage stellt die anwesende Deputation des Turnvereins die Förderung an den Gemeinderat, zu dem beabsichtigtem Zwicke für die Mannschaft Kopfbedeckungen und für zwei Steiger die notwendige Ausrüstung zu beschaffen und erklärt sich für diesen Fall bereit, die beabsichtigte freiwillige Turnerfeuerwehr zu errichten. Nach längerer und vielfacher Debatte einigte man sich nach Abtritt der Deputation über folgende Punkte:

§1

Die Kopfbedeckung für die Mannschaften und Ausrüstungen für 2 Steiger betreffend, so soll dieselbe für 16 Personen incl. 2 Steiger durch die Gemeinde aus der Feuerspritzenklasse durch Herrn Vorstand Schubert unter Zuziehung des Vorstandes vom Turnverein beschafft werden.

§2

Für den Fall der Auflösung der freiwilligen Turnerfeuerwehr behält sich die Gemeinde das Eigentum an den beschafften Gegenständen ausdrücklich vor und ist die Rückgabe derselben in der Weise, dass Einer für Alle und Alle für Einen dafür einzustehen haben, zu bewerkstelligen.

§3

Die freiwillige Turnerfeuerwehr ist dahin zu instruieren, dass sie den Anweisungen des Feuer-Commissars unweigerlich Folge zu leisten hat, und auf dessen Anweisungen und Anordnungen auszurücken habe.

§4

Es seien alljährlich zwei Feuerspritzproben von Seiten der Gemeinde abzuhalten und für die Reinigung der Spritze sowie für die nach einem Brande, bei welchem dieselbe im Gebrauch gewesen, an die Feuerwehr 20 ng als Entschädigung vergütet werden, wogegen die Reinigung der Spritze nach den zur Einübung vorgenommenen freiwilligen Proben von der Turnerfeuerwehr ohne Entschädigung zu bewerkstelligen sein soll, während das Material zur Einschmierung von der Gemeinde beschafft werden soll.

§5

Die Erwartung auszusprechen, dass die Turnerfeuerwehr auf möglichste Schonung und Sicherstellung der Spritze stets Bedacht nehmen werde, ohne jedoch dieselbe für unverschuldeten Schaden verbindlich machen zu wollen. Die anwesende Deputation erklärt sich nach ihrem Wiedereintritt mit allen aufgestellten Punkten einverstanden.

 

V.g.u.: Franz Forbriger, Protokollant

Herrmann Schubert, Gem.-Vorstand

Friedrich August Gruschwitz

 

Die vorstehenden §§ 1-5 wurden Gegenstand des Vertrages zwischen der Turnergemeinde Neumark und dem Gemeinderat. Am 15. August 1869 wurde der Vertrag von dem Gemeindevorstand und den Vertretern des Turnvereines unterzeichnet. Dieser Vertrag liegt heute noch im Archiv unserer Wehr.

Das war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Neumark.

Nach der Unterzeichnung des Vertrages konnte mit 22 Turnern unter Leitung von Wilhelm Lindner mit einer regelmäßigen, geordneten Ausbildung begonnen werden. So ist bekannt, dass im Jahre 1870 30 aktive Feuerwehrleute eingekleidet wurden, während die Reserve durch rote Armbinden gekennzeichnet wurde. Im Jahre 1874 stellte man an die Zwickauer Straße – Grundstück alte Schule – einen Übungsplatz zur Verfügung und errichtete darauf ein Steigerhaus. Außerdem wurde im gleichen Jahr für 475 Taler eine neue Spritze gekauft.

Die Wehr trat in den Vogtländischen Feuerwehrverband ein. Die PflichtFeuerwehr wurde im Jahre 1892 ins Leben gerufen. Bald darauf erhielt die Freiwillige Turnerfeuerwehr als neuen Kommandanten Paul Mothes. Am 7. Mai 1905 wurde die Freiwillige Turnerfeuerwehr aufgelöst und als Freiwillige Gemeindefeuerwehr mit 36 Mann weitergeführt. Von der Gemeinde mussten an die Turngemeinde 800 Mark Entschädigung für Gerätschaften gezahlt werden.

Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr war 1911 auf 54 Männer angestiegen und stand von 1909 vertretungsweise und 1911 fest unter der Leitung des damaligen Baumeisters Albin Schenker. Unter seiner Leitung konnte am 40. Geburtstag der Wehr die neu angeschaffte 14 Meter hohe mechanische Schiebeleiter und der von verschiedenen Neumarker Gönnern gestiftete 20 Meter lange Rettungsschlauch (beides heute noch vorhanden, aber nicht mehr im Einsatz) zum ersten Male vorgeführt werden.

Im März 1914 übernahm Fritz Fickenwirth das Kommando, konnte aber nur kurze Zeit der Leiter der Wehr sein, da der 1. Weltkrieg ausbrach. Viele unserer Kameraden mussten als Soldat ins Feld ziehen und für die Interessen einer kleinen Schicht ihr Leben lassen.

Unter sehr widrigen Verhältnissen hatte währen des 1. Weltkrieges Moritz Strauß die Brandsicherheit mit Fortbildungsschülern und alten Einwohnern zu gewährleisten. Nach der Rückkehr aus dem unheilvollen Krieg übernahm Fritz Fickenwirth wieder die Geschicke der Freiwilligen Feuerwehr. Unter seiner Leitung wurde eine Neuformierung des Steiger-, Schlauch- und Spritzzuges vorgenommen.

1921 trat die Wehr aus dem Vogtländischen Feuerwehrverband aus und gliederte sich dem Kreisverband Zwickau-Werdau-Glauchau an. In diesem Jahr wurde außerdem das im Jahre 1963 abgerissene Spritzenhaus errichtet. Am 5. März 1932 erhielt die Freiwillige Feuerwehr durch Stiftung der Firma Heyer Neumark, die 1. Motorspritze (TS 8), die in würdiger Form nach der Abholung vom Bahnhof im Freibad 2 Stunden lang auf Herz und Nieren geprüft wurde.

Zur schnelleren Brandbekämpfung gesellte sich im Jahre 1935 ein PKW hinzu, der einige feuerwehrtechnische Veränderungen erfuhr. Dieses Fahrzeug hat bis in die 50er Jahre der Wehr, oftmals mit großer Überlastung, treu gedient, bevor es verschrottet wurde.

Im September 1936 übergab Fritz Fickenwirth das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr nach gut 2 Jahrzehnten treuer und aufopferungsvoller Tätigkeit an Arno Thomas, der sein Amt bis zur Einberufung zu dem verbrecherischen 2. Weltkrieg im Jahre 1939 ausübte.

Nach ihm übernahm Kamerad Ernst Oertel die Leitung der Wehr, der er noch heute als ältester Feuerwehrmann mit 60jähriger Dienstzeit angehört. Mit vielen Schwierigkeiten, gestützt auf ein kleines Häuflein erfahrener Feuerwehrkameraden und 14- bis 15jährige Jugendliche, hatte er zu versuchen, durch die Kriegswirren die Brandsicherheit in Neumark zu gewährleisten.

Leider mussten auch aus unserer Wehr einige Kameraden den von Nazis und Monopolkapitalisten arrangierten 2. Weltkrieg mit ihrem Leben bezahlen. Als am 16. April 1945 die Amerikaner Neumark besetzten, wurde durch die Beschießung und den nachfolgenden Brand einige Häuser und Scheunen das Ende der „1000jährigen Ära“ des Hitlerfaschismus für immer besiegelt.

 

Aus Not und Trümmern einer neuen Zeit entgegen

Wenn es am Anfang auch unmöglich schien, die Trümmer und das Leid des Krieges zu überwinden, so fanden sich doch bald Menschen, die im Bündnis mit den sowjetischen Soldaten darangingen, Ordnung zu schaffen und wieder aufzubauen.

Die aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurückkehrenden Wehrkameraden und die in der Heimat verbliebenen Feuerwehrmänner fanden sich zusammen und nahmen zum Wohle der Allgemeinheit den Brandschutz in ihre Hände. Mit 38 Kameraden, 1 PKW (Stoewer), einer TS8 und 3 Handdruckspritzen sowie einem Schlauchwagen wurde die Einsatzbereitschaft wieder gesichert.

1946 wurde die Freiwillige Feuerwehr der Polizei unterstellt und – damals zum Kreis Zwickau gehörig – dem Gebiet 5 – Steinpleis zugeordnet. Im Juli 1948 wurde die Wehrleitung dem Kameraden Harry Dietel übertragen. Damit hatte die Wehr ihren jüngsten Wehrleiter, der sich neben einer Anzahl erfahrener älterer Kameraden meist auf junge Wehrmänner stützen konnte.

Im Gründungsjahr der DDR konnte die Freiwillige Feuerwehr Neumark ihr 80jähriges Jubiläum würdig begehen. Mit viel Mühe und Fleiß wurde in den 50er Jahren versucht, den Ausbildungsstand im tätigen und vor allem im vorbeugenden Brandschutz zu verbessern.

Nach Kamerad Dietel waren als Wehrleiter Hans Oertel und Kamerad Werner Moses für die Geschicke der Wehr verantwortlich. In den letzten Tagen des Jahres 1955 erhielt die FFW für den verschrotteten Zugwagen Stoewer als Einsatzfahrzeug einen Mannschaftswagen Fabrikat Steyr. Nach Erlaß des Brandschutzgesetzes im Januar 1956 wurden den Freiwilligen Feuerwehren größere Aufgabengebiete übertragen. Zu dieser Zeit hatte Kamerad Ernst Oertel wieder die Leitung der Wehr übernommen. In diese Zeit fällt auch die Bildung der Wirkungsbereiche, nachdem die Zentralkommandos aufgelöst wurden.

Der Wirkungsbereich Neumark, zu dem die Wehren Brunn, Hauptmannsgrün, Neumark, Oberheinsdorf, Reuth und Schönbach gehören, wurde der Leitung des Kameraden Herbert Rohleder unterstellt. Mit der landwirtschaftlichen und industriellen Stärkung der DDR erhielten auch die Brandschutzorgane neue, moderne Ausrüstungen ausgehändigt, die es erforderlich machten, auch an den Ausbildungsstand höhere Anforderungen zu stellen.

So erhielt Neumark einen geschlossenen Tragkraftspritzenanhänger (TSA), neue Druckschläuche und viele persönliche Ausrüstungsgegenstände.

 

Ein neues Gerätehaus entsteht

Auf Grund des erweiterten Ausrüstungsbestandes wurde nunmehr das Gerätehaus recht eng und bedurfte unbedingt einer Erweiterung. Bauliche Mängel ließen es fragwürdig erscheinen, einen Erweiterungsbau durchzuführen. So reifte in den Jahren 1959/60 der Gedanke, das Gerätehaus zu rekonstruieren. Da der weitere Aufbau der Volkswirtschaft und der Wohnungsbau Baumaterial und Baukapazität voll in Anspruch nahmen, griffen die Kameraden zur Selbsthilfe.

Im September 1962 konnte mit dem Abriss des Wohnhauses Werdauer Straße 1 (C. B. Schubert) begonnen werden. Aus diesem Abriss, der im Sommer 1963 abgeschlossen wurde, konnten 53 000 Ziegel und andere Materialien für den Neubau des inzwischen auch im Nationalen Aufbauwerk projektierten Gerätehauses bereitgestellt werden. Neben den oben angeführten Materialien konnte noch der für den Abriss veranschlagte Betrag bereitgestellt werden. Mit dieser recht guten Grundlage gingen die Wehrkameraden an die Verwirklichung des großen Vorhabens.

Am 24.8.1963 fielen die Mauern des alten Gerätehauses. Am 7.9.1963 war feierliche Grundsteinlegung, und bereits am 10.11.1963 konnte die Richtkrone gezogen werden. Nach 22-monatiger Bauzeit unter manchmal schier unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten – z. B. wurde das benötigte Dachschalungsmaterial erst im Dezember 1963 geschlagen – wurden im Juni 1965 die Bauarbeiten abgeschlossen. Was in dieser Zeit von einer Reihe Kameraden an uneigennütziger Aufopferungsbereitschaft unter Zurückstellung der privaten Verpflichtungen geleistet wurde, sucht seinesgleichen.

Am 25. Juni 1965 konnte im Beisein unserer tschechoslowakischen Feuerwehrkameraden aus Frantiskovy Lázne und deren Oberbürgermeister das neue Gerätehaus seiner Bestimmung übergeben werden. Für die überdurchschnittlichen Leistungen erhielt die Wehr vom Rat des Kreises die

„Medaille für ausgezeichnete Leistungen“

und vom Rat der Gemeinde eine Tragefahne mit der Inschrift

„Für hervorragende Leistungen“.

Das am 4.7.1964 – kurz nach der Rückkehr unserer Delegation von den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Brandschutzorgane der CSSR, aus Frantiskovy Lázne – vom Rat des Kreises übergebene neue Löschfahrzeug, Typ Robur mit Schlauchtransportanhänger, hatte nunmehr im neuen Gerätehaus eine vorbildliche Unterkunft gefunden. Dieses neue Gerätehaus, geschaffen in 15 240 Stunden, verkörperte bei der Übergabe einen Wert von 95 950 Mark.

 

Vorbeugender Brandschutz wird groß geschrieben

Blenden wir noch einmal zurück in die 50er Jahre. Wie schon erwähnt, kam eine neue, große Aufgabe – der vorbeugende Brandschutz – hinzu. Keine leichte Aufgabe, denn jetzt galt es, unmittelbar auf das Brandgeschehen im Ort Einfluß zu nehmen und vor allem in geduldigen Aussprachen mit den Einwohnern das Verständnis für diese Maßnahmen zu wecken. Die neu gebildete Brandschutzgruppe der Freiwilligen Feuerwehr hatte es deshalb nicht immer leicht bei ihren Haus- und Hofbegehungen.

Im Jahre 1961 erfolgte eine Aufteilung unseres Ortes in 6 Brandschutzbezirke mit je einem Kameraden der FFW als Verantwortlichen. In die Kontrolltätigkeit wurde die gesamte Wehr einbezogen. Eine systematische Werbung von Hausbrandschutzverantwortlichen setzte ein, Haustafeln wurden überarbeitet und Schulungsabende in Zusammenarbeit mit dem Aktiv Brandschutz organisiert. Über Schule, Pionierorganisation und Kindergarten nahmen und nehmen unseren Kameraden Einfluß auf die Erziehung der Kinder.

Schwerpunktmäßig wurde der brandschutztechnische Zustand unserer landwirtschaftlichen Gehöfte überwacht. Ebenso werden die Löschwasserentnahmestellen laufend auf ihre Einsatzfähigkeit kontrolliert. Die laufende Qualifizierung unserer Verantwortlichen festigte das Vertrauen des Rates der Gemeinde, Unterschriftsberechtigung für 10 Kameraden in Angelegenheit vorbeugender Brandschutz resultierte daraus.

Heute ist die Wehr so weit, dass ihre Befugnisse der Zentralen Brandschutzorgane übertragen wurde. Sie ist zu Kontrollen in Handwerksbetrieben, kleineren Industriebetrieben und kommunalen Einrichtungen berechtigt. Dieses immense Aufgabengebiet – nur allein im vorbeugenden Brandschutz – kann nicht mehr allein von unseren Kameraden bewältigt werden. Darum wurden die Hausbrandschutzverantwortlichen mehr und mehr in ihre Aufgaben eingewiesen. Von der FFW werden Stich- bzw. Querschnittskontrollen durchgeführt. Das Ziel ist, Brände praktisch unmöglich zu machen, um damit wertvolles Volksvermögen und privaten Eigentum zu erhalten. Jeder Brand führt zu Störungen im planmäßigen Aufbau unserer Gesellschaftsordnung und beeinflusst das persönliche Leben der Betroffenen. Darum sollte jeder Bürger auf die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen im Betrieb, bei sich und seinen Nachbarn achten und Einfluss nehmen.

 

Der Nachwuchs kommt

In das Aufgabengebiet der Freiwilligen Feuerwehr fällt auch die planmäßige Heranbildung von Nachwuchskräften. In Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Oberschule Neumark wurde am 14.4.1961 die 1. Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ gegründet.

Unser Kamerad Rahnfeld, der im Jahre 1960 auch die Leitung der Wehr übernommen hatte, vermittelte und vermittelt sein Wissen diesen jungen Menschen. Inzwischen ist der größte Teil dieser Pioniere Mitglied unserer FFW. Die beste Leistung erzielte im Jahre 1966 die 2. Arbeitsgemeinschaft, indem sie beim Wettstreit im Kreismaßstab den Wanderwimpel der besten Arbeitsgruppe nach Neumark holte. 1968 wurden die Angehörigen dieser AG Mitglied unserer Wehr. Zum gleichen Zeitpunkt gründeten weitere Pioniere eine neue, die 3. Arbeitsgemeinschaft.

 

Auch unsere Frauen stehen nicht abseits

Von dieser Tatsache ausgehend, reifte auch bei uns der Gedanke, die Frauen für die Aufgaben im Brandschutz zu interessieren. Mit 9 feuerwehrbegeisterten Frauen konnte am 14.8.1966 eine der ersten Frauenbrandschutzgruppen im Kreis, die sich inzwischen auf 12 Kameradinnen erweiterte, gebildet werden. Die zielgerichtete Ausbildung befasste sich zunächst mit Grundsatzfragen des Brandschutzwesens und den gesetzlichen Bestimmungen im Brandschutz.

An vielen Stellen, wie z. B. Betrieb, Verkaufsstellen, Kindergarten, Schule usw., macht sich der Einfluss unserer Kameradinnen im Sinne des Brandschutzes bemerkbar.

Am Pfingstsonnabend, dem 13.6.1967, wurden in den späten Nachmittagsstunden die Wehrkameraden durch ein Unwetter von ihrer NAW-Baustelle zum Katastropheneinsatz gerufen. Dieser Ruf blieb auch bei unseren Frauen nicht ungehört. Trotz Wolkenbruch eilten sie sofort zum Gerätehaus, um die Versorgung der abgekämpften Einsatzkräfte zu sichern. Bei dieser Gelegenheit wurde auch bei unseren Wehrkameradinnen der Wunsch nach Ausbildung im tätigen Brandschutz laut. Er wurde aufgegriffen und fand durch eine zielstrebige Ausbildung einer Verwirklichung.

 

Wir messen unsere Kräfte

Am 20.8.1968 stellten unsere Frauen ihren hohen Ausbildungsstand durch den 1. Platz im Schnelligkeitswettbewerb unter Beweis. Im selben Jahr beteiligten sich auch 2 Männergruppen an der Bestenermittlung des Kreises Reichenbach und erlangten den 2. Platz im Schnelligkeitswettbewerb und den 3. Platz im Gruppenwettkampf. Somit war die FFW Neumark erfolgreichste Wehr beim Kreisausscheid 1968.

Schon seit dem 1. Kreisausscheid im Feuerwehrkampfsport im Jahre 1960 beteiligten sich die Wehr Neumark recht erfolgreich. Sie erreichte folgende Plätze:

1960: 1. Platz 100-m-Hindernisbahn

1961: 2. Platz 100-m-Hindernisbahn

1962: 3. Platz 4 x 100-m-Hindernisbahn

1965: 3. Platz Gruppenwettkampf Staffel II

1967: 1. Platz Gruppenwettkampf Staffel III

 

Höhere Maßstäbe – Leistungsparameter

Das unterschiedliche Entwicklungstempo der einzelnen Freiwilligen Feuerwehren gab der Hauptabteilung Feuerwehr Anlass, Leistungsparameter einzuführen, die zu einer allseitigen Verbesserung der Arbeit in den freiwilligen Brandschutzorganen führen sollten. Die in den letzten Jahren verbesserte Arbeit und die erreichten Leistungen veranlassten die Wehr und den Bürgermeister, Antrag auf Überprüfung der Wehr und die Zuerkennung der Leistungsstufe II zu stellen. Mit diesem Antrag rief die Freiwillige Feuerwehr Neumark alle anderen Wehren des Kreises Reichenbach zur Ablegung einer Leistungsstufe auf.

Trotz dieser umfangreichen Arbeiten im vorbeugenden und tätigen Brandschutz waren und sind die Wehrangehörigen immer bereit, zusätzliche Aufgaben zu bewältigen. Die im Nationalen Aufbauwerk vollbrachten überdurchschnittlichen Ergebnisse zeigt nachstehende Übersicht:

 

  • 1962 – 1963 Abriß Wohnhaus Werdauer Straße 1 (C. B. Schubert)
  • 1963 – 1965 Abriß des alten und Aufbau des neuen Gerätehauses
  • 1966 Abriß des „Huthauses“ Reichenbacher Straße
  • 1966 Einbau der Gasheizung im Gerätehaus
  • 1967 Abriß der „Alten Brennerei“ im VEG Neumark
  • 1967 Einbau einer Dieselheizung in unser Löschfahrzeug LKW Lf8
  • 1967 ca. 950 qm Wegebefestigung im VEG Neumark
  • 1968 Abriß von 2 Gebäuden im Gut Wagner, Talstraße
  • 1968 Teilausbau des Bodenraumes im Gerätehaus
  • 1968 – 1969Einbau einer WC-Anlage im Gerätehaus

 

In dieser Bilanz sind nicht enthalten:

Jährliche Einsätze zur verlustarmen Einbringung der Getreide- und Hackfruchternte, Werterhaltungsarbeiten an Gerätschaften und Gebäuden der FFW, Hilfeleistungen bei staatlichen, kommunalen und privaten Eigentümern. Der mit diesen Arbeiten geschaffene Wert beläuft sich auf nahezu 200 000,-- M. Anfang der 60er Jahre wurde der Freiwilligen Feuerwehr die Auflage erteilt, eine Brandschutzgruppe für die zivile Verteidigung aufzustellen. 14 Kameraden stellten in mehreren Übungen ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis und wurden dafür mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. Seit dem Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Neumark ist dieselbe viele 100male zu örtlichen und überörtlichen Brand- und Katastropheneinsätzen ausgerückt. Zu all diesen Einsätzen zeigten die Kameraden ein hohes Maß an Bewusstsein und Einsatzbereitschaft, oftmals unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit.

Es ist uns eine besondere Ehre auf eine 100jährige Arbeit im Brandschutz zurückblicken zu können. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neumark, die besonders in den letzten Jahren außergewöhnliche Leistungen zum Wohle unseres Ortes und unserer Gemeinschaft vollbracht hat, wird auch weiterhin nach besten Kräften, getreu unseres Grundsatzes:

 

„Kein Brand in der Gemeinde –
Kein Brand im Betrieb –
Kein Brand unter den Völkern der Erde“
seine Pflicht tun.

 

Wir rufen allen Frauen und Männern unserer Gemeinde Neumark zu:

Werdet Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und helft als Hausbrandschutzverantwortliche, Eltern und Erzieher, die Brandsicherheit zu gewährleisten!“

 

Die Freiwillige Feuerwehr Neumark im Jahre 1969

Mitgliederzahl:

  • 12 Kameradinnen
  • 40 Kameraden
  • 10 Junge Brandschutzhelfer

 

Leitung und Funktionen der Wehr:

Wehrleiter: Brandmeister Dieter Riedel
Stellvertreter für Ausbildung und Schulung: Brandmeister Werner Rahnfeld
Stellvertreter für vorbeugenden Brandschutz: Unterbrandmeister Egon Jagomast
Stellvertreter für Technik, Zugführer und Gerätewart: Unterbrandmeister Werner Moses
Leiterin der Frauengruppe: Oberfeuerwehrmann Ute Reuter
Leiter der Atemschutzgruppe: Löschmeister Klaus Rohleder
Leiter der Brandschutzgruppe: Unterbrandmeister Eberhard Schaller
Schlauchwart: Hauptfeuerwehrmann Günter Vollstädt
Gruppenführer: Hauptfeuerwehrmann Gerhard Minnich
Oberfeuerwehrmann Volkhart Singer

 

Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ Brandmeister Werner Rahnfeld
In der Leitung des Wirkungsbereiches Neumark arbeiten als
Stellvertreter für Ausbildung und Schulung: Brandmeister Hans-J. Fischer
Stellvertreter für vorbeugenden Brandschutz: Unterbrandmeister Rudolf Mandel

 

Ehrenmitglieder: Oberbrandmeister Ernst Oertel 60 Jahre Mitglied

Oberbrandmeister Herbert Rohleder 41 Jahre Mitglied

 

Mit der Medaille „Für treue Dienste“ wurden im Jubiläumsjahr ausgezeichnet:

In Silber: Unterbrandmeister Werner Moses

In Bronze: Hauptfeuerwehrmann Johannes Hoffmann

 

Zum Gedenken

Das Kollektiv der Freiwilligen Feuerwehr Neumark wird allen Kameraden, die der Tod aus ihren Reihen riss, stets ein ehrendes Andenken bewahren.