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Neumark im Vogtland

Unsere Geschichte von der ersten urkundlichen Erwähnung bis 1946

Rathaus

In alten Urkunden  „castrum und oppidum (befestigter oder offener  Ort) Novum forum“, auch – Zum Newenmarkt – genannt, ist eine Gründung der Vögte von Weida, deren Machtbereich damals bis an die Flurgrenze von Zwickau reichte. Die günstige Lage an uralten Handels- und  Heereswegen, bot sich zur Anlage eines neuen Marktfleckens  (Zwickau war der ältere) wie auch eines kirchlichen Mittelpunktes für die Pflege Schönfels mit etwa 20 Dörfern an. So wird schon in einer Urkunde von 1225 ein decan de novo foro, ein Dekan oder Erzpriester von Neumark erwähnt, der die Aufsicht über die Pfarreien des „unteren“ Vogtlandes inne hatte. Doch bereits nach 56 Jahren ist in einer Urkunde von 1281 als Zeuge ein albert plebanus de novo foro, also nur noch ein  Pfarrer als Geistlicher von Neumark erwähnt. Das Dekanat (Oberpriesteramt) ging während dieser Zeit nach Greiz über. Aber Neumark blieb nur ein „Städel“, ein Markt mit Jahrmärkten (vor 1500 auch mit Wochenmärkten, sonntags nach der Messe).

Anfänge einer Stadtbefestigung waren bereits vorhanden, wenigstens am Ost- und Westeingang des Ortes. (Flurnamen Rondeel = ein runder Turm) ist auf der ältesten Zeichnung von Neumark, erstellt 1726, noch sichtbar, andererseits ein kleines  bäuerliches Anwesen an der Zwickauer Straße, daß bis nach 1800 als „Burg“ bezeichnet wurde. – Die Stagnation in der Entwicklung wird der Einziehung der Neumark-Werdauer-Leipziger Straße 1359 als  Geleitsweg durch den Kurfürsten zugeschrieben, also der leidigen Grenzlage. Dazu kam noch die Ziellosigkeit des damaligen Grundherrengeschlechtes, das sich nach dem Sitz  von Neumark nannte. In den Wirten zwischen den Vögten und den Wettinern in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts (Vogtländische Kriege) taten sie sich so unrühmlich hervor, daß Kaiser Karl IV. 1354 neben den Burgen Gattendorf, Elsterberg und Posseck auch das „Rauphaus“ Neumark samt Ort und Kirche völlig zerstören ließ, so daß alles ein  Raub der Flammen wurde. So kam es, daß in der Zeit, da sich Nachbarorte wie Reichenbach und Werdau zu Städten entwickelten, Neumark an der harten Bestrafung krankte und zurückblieb. Die späteren Versuche, das Stadtrecht zu erhalten, schlugen fehl. Aber bereits schon 1320 war nach einem Abschätzungsbericht des Bischofs von Naumburg an den Papst, Neumark durch die andauernden Fehden zwischen Wettinern und Vögten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es heißt, daß Äcker und Besitz verwüstet und fast alles verlassen war...

Jahreszahlen die die weitere Entwicklung des Ortes widerspiegeln

(leider sind Kriege und Drangsale dominierend)

1429/30

Unglück, Not und Tod über das gesamte Vogtland. Die Hussiten sind eingefallen.

1446

In einem Lehnsbrief erfahren wir, dass Kurfürst Friedrich von Sachsen "Nuvenmarkt mit Hoff und Kirch..." an die Brüder B. und Kunz von Grieß verliehen hat.

1447

Im Bruderkrieg zwischen Friedrich und Herzog Wilhelm von Böhmen wurde Neumark arg zugerichtet. Die Grieße waren an den Händeln beteiligt und ebenso wie die Herren von Neumark 1449 in Zwickau hingerichtet.

1449

wurde für Brüder und Neffen – von Wolframsdorf – ein Lehnsbrief über Sitz, Vorwerk, Hof und Städtlein Neumark mit oberen und niederen Gerichten erteilt. 170 Jahr währte die Zeit der v. Wolframsdorf als Grund-, Lehens- und Gerichtsherren auf Neumark.

1497/98

wurde unsere Kirche in ihrer heutigen Form erbaut.

1546/47

Der "Schmalkaldische Krieg" Neumark hatte wieder an Durchmärschen, Spanndiensten und Einquartierungen zu leiden.

1618/48

Der "Dreißigjährige Krieg". Für Neumark waren die schlimmsten Jahre: 1632-39, 1641/45 und 1648.

1622

tauschte der letzte Herr von Wolframsdorf auf Neumark, Sitz und Rittergut mit seinem Schwager Haubold von Schönberg.

1632

Es kamen erstmalig die berüchtigten Generäle Holck und Gallas ins Vogtland. Neumark wurde geplündert, Herrensitz und Rittergut niedergebrannt. Die Kirche hatte Brandschaden. Kaiserliche Truppen erbrechen Kirche und Pfarre

1633

Von April bis September herrscht Pest im Ort. Die Holck´schen Scharen kamen zum dritten Mal. Wallensteins Heer durchzieht den Ort.

1636

kaufte Jobst Christoph von Römer, kurfürstlicher Oberforstmeister und Oberaufseher der Flößerei, von Haubold von Schönberg die Brandstätte des Schlosses und Rittergutes Neumark. Der Wiederaufbau in der noch heutigen Bauform ging schleppend voran.

1639

Schwere Plünderungen, Einwohner verlassen Hof und Ort.

1641/42

Schweden und Franzosen einquartiert, schwere Leiden der Bevölkerung.

1645

Wiederum Pest und Plünderungen.

1648

Viele Höfe und Häuser liegen "wüst". Durchzüge hören auch nach Friedensschluss nicht auf, selbst nach 60 Jahren dieses fürchterlichen Krieges waren die Spuren noch nicht verwischt.

1706/07

Der "Nordische Krieg" stürzte Sachsen und unseren Ort wieder in Not. Pferde, Getreide und enorme Summen mussten die Bewohner an die Schweden liefern. Karl VII. hatte August den Starken besiegt und gönnte seinem Heer in Sachsen Ruhe und Erholung.

1756-63

Im "Siebenjährigen Krieg" war Sachsen Kriegs- und Verpflegungsgebiet. Am 21. März 1763 wurde endlich auch im Ort das Friedensfest gefeiert.

1806

Napoleon und die Befreiungskriege. Nach kaum 50 Jahren walzten wieder ca. 40.000 Franzosen und Bayern durch in Richtung Osten (Plünderungen durch bayrische Truppen).

1812

zog Napoleon I. nach Russland. Durch Neumark kommen ca. 150.000 Mann. Napoleon mit Gefolge und seiner Frau Marie Luise passierten am 16. Mai 1812 durch die Schlossgasse kommend, unter Glockengeläute unseren Ort.

1813/14

Rückzug der "Großen Armee" aus Russland. Kriegslasten der Einwohner.

1815/18

Der "Große Chausseebau" vollzieht sich im Ort

1834

Ausbau der Werdauer Straße auf Staatskosten. Ein neuer Straßenzug von Apotheke bis Zwickauer Straße entsteht.

1846

Am 31. Mai wird der Bahnhof und somit die Bahnstrecke Reichenbach-Leipzig dem öffentlichen Verkehr übergeben.

 

1866

Krieg Preußen-Österreich. Durchzüge auf Straßen und Schienen.

1870

/71 Feldzug gegen Frankreich. Die Auswirkungen auf das Ortsgeschehen waren gering.

1871

Ausbau des Industrieviertels Werdauer Straße. Bau der Weberei und Färberei von A. Mothes, welche von der Reichenbacher Fa. C. Grabner 1887 übernommen wurde.

1884

entstand eine weitere Wollweberei, die aber 1928 wieder abgebrochen wurde.

1897

Bau der Weberei Friedrich Heyer.

1890

entstand die Dampfkesselfabrik, Weichelt & Wackwitz.

1906

Anlage des Neumarker Wasserleitungsnetzes.

1908

Ernst Müller öffnet eine weitere Weberei an der Werdauer Straße.

1914/18

Der Erste Weltkrieg schlug schwere Wunden. 72 Männer starben auf fremder Erde.

1928

Das neue Rathaus wurde eingeweiht.

1939

"Graf Zeppelin" landet das 1. Mal auf sächsischem Boden in Brunn, Bahnhof Neumark hatte den größten Umschlag im Personenverkehr aller Zeiten. Am 25. August wurden "über Nacht" 50 gediente Männer der Jahrgänge 1895-1900 zum Wehrdienst eingezogen. Am 2. September begann der Feldzug der 18 Tage gegen Polen, und damit nahm der Zweite Weltkrieg seinen Lauf.

1940/45

Der Ort ist von Kriegsschäden zwar verschont geblieben, aber die traurige Bilanz, 60 Gefallene, Vertriebene, Heimatlose und Demontagen (2. Bahngleis usw.). Enteignung der Großgrundbesitzer. Familie von Römer mußte ihren Besitz verlassen, das Rittergut entging der Aufteilung und wurde Staatsgut.

1946

Webereien liefen auf Hochtouren, Reparationslieferungen an die SU, (Dienstverpflichtete trafen in Massen hier ein). Danach Enteignungen der Privatbetriebe bzw. Flucht der Eigentümer in Richtung Westen.

1966-71

Bau des Kraftfuttermischwerkes mit Großsiloanlage.